Seite wählen

Die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, übermäßige Bürokratie, hohe Energiekosten und die Transformation der Industrie hin zur Klimaneutralität belasten auch die deutsche Gießerei-Industrie und somit das Eisenwerk in Brühl. Kurz nach der Bundestagswahl trafen sich der erneut direkt gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif und der CDU-Landtagsabgeordnete Gregor Golland mit der Geschäftsführung des Eisenwerks, Matthias Pampus-Meder und Thomas Friedrich, um sich über die Anliegen der Branche auszutauschen. Dabei ging es besonders um die Folgen der verschärften Umweltpolitik der Europäischen Kommission.

Die Eisenwerk Brühl GmbH produziert seit rund 100 Jahren Motorblöcke aus Eisenguss für namhafte Automobilhersteller und beschäftigt zurzeit mehr als 1.500 Mitarbeiter. Damit handelt es sich um die zweitgrößte Gießerei in Deutschland und eine der zehn größten Gießereien in ganz Europa. Zudem ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber im Rhein-Erft-Kreis.

Wie Pampus-Meder und Friedrich erläuterten, bereitet dem Unternehmen die aktuelle europäische Umweltgesetzgebung größte Sorgen, da sie im Extremfall zur Schließung des Eisenwerks führen könnte. Hintergrund ist das neue BREF-Dokument, das im Dezember 2024 in Kraft trat und nun in die nationale Gesetzgebung der EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden muss. BREF steht für „Best Available Techniques Reference“. Es handelt sich um ein Dokument der Europäischen Kommission, das die besten verfügbaren Techniken (BTV) zur Vermeidung und Verminderung von Umweltauswirkungen einer Wirtschaftsbranche beschreibt und bei Anlagengenehmigungen von Behörden in der EU berücksichtigt werden muss.

„Das BREF-Dokument sieht eine weitere Verschärfung der Emissionsgrenzwerte vor. Diese sind so deutlich reduziert worden, dass sie selbst mit der von uns verwendeten besten Technologie nicht erreicht werden können“, betonten Pampus-Meder und Friedrich. Dabei investiere das Eisenwerk Brühl bereits jetzt große Summen in klimafreundliche Maßnahmen. 52 Mio. Euro fließen derzeit in neue Abluftreinigungsanlagen, in denen eine völlig neue Technik verwendet wird, um die Emissionen zu senken sowie dem Klimaschutz Rechnung zu tragen.

„Bislang kam zur Reinigung der notwendigen Abluftmengen nur eine thermische Nachverbrennung mit Erdgas in Frage, unter Klimagesichtspunkten nicht mehr akzeptabel und das für relativ geringfügig belastete Abluft“, so die Geschäftsführung. „Zusammen mit einem namhaften Anlagenbauer haben wir ein neues Verfahren zur Aufkonzentration der Schadstoffe entwickelt, welches zu erheblich geringeren Abluftvolumina führt, die dann nachverbrannt werden müssen. Dazu wurde in Absprache und unter Begleitung der Bezirksregierung Köln eine Versuchsanlage installiert, mit der die nachhaltige Wirkung des Prozesses über ca. zwei Jahre nachgewiesen wurde. Durch diese Technik kann das Abluftvolumen, welches thermisch nachbehandelt werden muss, um 90 Prozent reduziert werden. Es handelt sich dabei um die modernste und fortschrittlichste Lösung, um Emissionsschutz und Klimaschutz bei großen Abluftmengen bestmöglich zu erreichen.“

Die neuen EU-Grenzwerte könnten zwar mit speziellen Technologien erreicht werden, diese seien aber nur bei geringen Abluftmengen einsetzbar. Somit müsste das Eisenwerk Brühl zusätzlich entsprechend große Mengen Abluft thermisch nachverbrennen, da die Abluft aller Entstaubungsanlagen aus dem Bereich der Gussherstellung die neuen Grenzwerte selbst mit der hochmodernen neuen Technologie nicht erreichen würde. „Das wäre klimatechnisch eine Katastrophe sondergleichen – außerdem wären diese Investitionen und die Betriebskosten wirtschaftlich nicht tragbar. Dann steht zwangsläufig die Stilllegung des Werks im Raum“, stellten Pampus-Meder und Friedrich gegenüber den beiden Christdemokraten klar.

Seif und Golland wollen sich für den Standort Brühl einsetzen und die Problematik an die künftige Bundesregierung kommunizieren. Auch wenn eine potentielle Schließung nicht kurzfristig zur Diskussion steht, müssen nun zeitnah die richtigen Weichen gestellt werden. „Es geht hier ja nicht nur um den Verlust eines großen Arbeitgebers in der Region und von rund 1.500 Arbeitsplätzen, sondern in der Folge würden auch die Handwerksbetriebe und Dienstleister leiden, die für das Eisenwerk Brühl arbeiten“, erklärten die beiden Abgeordneten. „Darüber hinaus ist das Eisenwerk Brühl alleiniger Lieferant für die meisten der dort hergestellten Produkte – da kann man sich ausmalen, was eine Stilllegung für Kunden und Zulieferindustrie bedeuten würde.“

Seif mahnte vor einer schleichenden Deindustrialisierung: „Sollte das Eisenwerk tatsächlich gezwungen werden, die Abluft mit fossilen Energien zu verbrennen, wäre dies weder umweltfreundlich noch wirtschaftlich. Die Bemühungen und der Erfindungsreichtum des Unternehmens zur Reinhaltung der Luft benötigen politischen Rückhalt. Der Mittelstand in unserem Land ist der Garant für gute Arbeit- und Ausbildungsplätze.“

Golland fügte hinzu: „Das Eisenwerk ist der wichtigste industrielle Arbeitgeber meiner Heimatstadt Brühl. Wir müssen alles dafür tun, um diesen Standort zu erhalten. Es ist dringend erforderlich, unnötigen bürokratischen Aufwand zu beseitigen und absurde EU-Vorschriften zu Umweltauflagen und Grenzwerten aufzuheben. Unsere mittelständische Gießerei-Industrie muss wettbewerbsfähig bleiben.“

Foto: Eisenwerk Brühl GmbH