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Im nordrhein-westfälischen Innenministerium wurde für Weiberfastnacht/Altweiber eine Karnevalsfeier geplant. In einem Schreiben an die Mitarbeiter des Ministeriums vom Januar 2016 heißt es wortwörtlich:

„Somit kann am Donnerstag, den 04. Februar 2016 die (Arbeits-) Feierzeit von 6.30 Uhr bis 20:00 Uhr gebucht werden. – Also heißt es an „Altweiber“: wie gewohnt „stempeln“ – aber bitte schön, um gemeinsam zu feiern. Gibt es eine schönere Art Kommunikation zu pflegen?! Und wenn Sie mögen, können Sie dabei sogar noch Überstunden zu machen….“

Zum Feiern am Karnevalsdonnerstag muss man sich also nicht einmal ausstempeln. Und weiter wird ausgeführt:

„Unser Minister Ralf Jäger würde sich jedenfalls sehr freuen, Sie an Altweiberfastnacht zahlreich aus Ihren Büros locken zu können, um wie gewohnt um  11 Uhr 11 in Ihrem Beisein das Regiment an diesem Tag den „Weibern“ (sonst natürlich Damen) im Foyer unseres Hauses zu übergeben und entsprechend zu feiern.“

Zudem werden Tipps gegeben, wie man einen Urlaub über Karneval am besten plant. Unterschrieben ist der dreiseitige Rundbrief vom Leiter der Abteilung II (u.a. Personal) im Innenministerium (Mindgt Martin Bornträger) und einer leitenden Referatsmitarbeiterin (LMRin Dagmar Pelzer).

Der CDU-Landtagsabgeordnete Gregor Golland, dem der Brief vorliegt, kann den Frust der einfachen Polizeibeamten nachvollziehen: „Während man im Ministerium in Düsseldorf die Korken knallen will, werden unerfahrene Polizeischüler in schwere Einsätze geschickt und normale Polizeibeamte haben Dienstfreisperre. Die Beamten auf der Straße halten ihren Kopf hin für die öffentliche Ordnung und Sicherheit. Ich erwarte, dass im Ministerium ebenso hart gearbeitet wird, wie an der Basis. Wasser predigen und selbst Wein trinken, ist nicht zu vermitteln. Es kann nicht sein, dass alle Reserven für die Karnevalshochburgen mobilisiert werden, während der Minister Polonaise tanzt.“

Inzwischen hat der Minister offenbar eingelenkt. Die Karnevalsparty wurde abgesagt. Für den Christdemokraten Golland zeigt der Vorfall dennoch: „Es ist skandalös wie abgehoben und realitätsfern das Ministerium offenbar ist. Erst auf Druck bzw. Nachfrage der Presse fiel dem ein oder anderen auf, dass die Feier völlig daneben ist. Dann wurde die Sache hektisch heruntergespielt und eingelenkt.“

Der Abgeordnete hakt nun bei Ministerpräsidentin Kraft nach, wie sie die Feierlaune ihres Innenministers rechtfertigt, während er selbst einen Erlass herausgegeben hat, bei allen Polizeibehörden größtmögliche Verfügbarkeit zu garantieren und selbst Polizeischüler als letzte Reserve auf die Straße geschickt werden.